Hier finden Sie alle Termine der Lesungen:
Lesung mit musikalischer Begleitung in Dänischenhagen (Kultureiche e.V.)
- Wann? 07. September um 19 Uhr
- Wo? KulturEiche e.V., Mühlenstraße 1, Dänischenhagen
Vielen Dank an an alle, die meine Lesungen dieses Jahr besucht haben! Hier ein paar Einblicke:
Lesung in der Buchhandlung Almut Schmidt
- Wann? 10. Oktober 2024 um 19 Uhr
- Wo? Zum Dänischen Wohld 23, 24159 Kiel
Aktuelles:
Artikel in der SHZ / Quelle: Markt-Verlag
Eine schicksalhafte Zugfahrt
Der Ratzeburger Jess Hansen veröffentlichte seinen ersten Roman
Ratzeburg. Auf eine Reise zu gehen, kann vieles beinhalten: Urlaub machen, fremde Orte erleben oder aber eine Reise in die Vergangenheit und letztlich zu sich selbst anzutreten. Eine solche Reise unternimmt Hannes Paulsen in dem Roman „ICE 1024 – Die Möglichkeit der Liebe“ von Autor Jess Hansen. Es ist der erste Roman des gebürtigen Ratzeburgers und der erste von drei geplanten „Paulsen Romanen“.
„Ich bin während der Corona-Zeit zum Romanschreiben gekommen“, sagt Jess Hansen, der sich als Drehbuchautor und Filmemacher einen Namen gemacht hat und heute in Kiel lebt. Bereits als Kind hat er sich Geschichten ausgedacht, wollte gerne schreiben. Er studierte nach einer Verkäufer-Lehre im „Kaufhaus Mohr“ und dem Abitur Drehbuchschreiben, setzte Geschichten in Filme und Dokus um. Jetzt folgte der Roman.
Für ihn sei es wichtig, erst mit dem Schreiben zu beginnen, wenn er etwas zu sagen habe, betont Jess Hansen. Und zu erzählen hat der 61-Jährige etwas, eine Geschichte, in der sich sein Lebensthema widerspiegelt: „Es geht um Prägung. Was hat man aus uns gemacht und wie gehen wir damit um? Wichtig ist für mich, was ich daraus gemacht habe“, erklärt Jess Hansen in einem MARKT-Gespräch. Die Eltern des Ratzeburgers sind so genannte „Kriegskinder“. Damit bezeichnet man Kinder der Jahrgänge 1930 bis 1945. Sie haben während und nach dem 2. Weltkrieg viele schreckliche Dinge erlebt, konnten die Erlebnisse in ihrem späteren Leben oft nicht verarbeiten oder bewältigen. Dennoch prägte das Erfahrene ihr späteres Leben, aber auch das ihrer Kinder, den „Kriegsenkeln“, heute oft als „Boomer-Generation“ bezeichnet.
Davon weiß Jess Hansen zu berichten. Die Strenge und Gefühlsarmut seiner Eltern, die er als Kind nicht versteht. „Meine Eltern haben im Krieg als Kinder, wie ihre gesamte Generation, unfassbare seelische Grausamkeiten erlebt. Das hat sie und das hat unser Familienleben geprägt“, erklärt Jess Hansen. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema, hat an sich gearbeitet, um zu verstehen, warum er so ist wie er ist.
Diese Erkenntnisse fließen in seinen 170-seitigen Roman ein. Darin geht es um Sportreporter Hannes Paulsen, der im ICE zu seiner Tochter, die er noch nie gesehen hat, nach München fährt. Im Zug trifft er die hochbetagte Bäuerin Lise Böker, die auf der Fahrt nach Südtirol ist, um ihre unerfüllte Jugendliebe Alois wieder zu sehen. „Ohne es zu wissen, teilen Lise und Hannes ein gemeinsames Schicksal. Ihre Lebenswege wurden, direkt oder indirekt, durch den 2. Weltkrieg entscheidend geprägt“, sagt der Autor. Lise heiratet einen Mann, den sie nicht liebt, der ihr aber ihre als Kind verlorene Heimat gibt. Hannes Paulsen ist durch seine kriegstraumatisierte Mutter zu einem bindungsängstlichen Menschen geworden. Während der Reise kommen sich die beiden „Kriegsversehrten“ näher. Beide öffnen sich einander, wie sie es ihr ganzes Leben lang nicht getan haben. Hannes, der vor 30 Jahren als Vater „gekniffen“ hat und nun seine Tochter sehen möchte und Lise, die als junge Frau einen Kuhhandel „Heimat gegen Liebe“ eingegangen ist.
Jess Hansen möchte mit der Geschichte nicht nur unterhalten und erzählen, sondern etwas Wichtiges transportieren. Es soll ein Plädoyer für Menschlichkeit sein. Der Roman sei keine Autobiografie, es gebe aber Elemente, die sein Leben bestimmten. Das Thema Kriegskinder und Kriegsenkel, das in den vergangenen 20 Jahren auch zum Forschungsgegenstand geworden ist, erlebt in den aktuellen Kriegen erneut an Bedeutung, weiß Jess Hansen. Krieg, Gewalt und Vertreibung verursachen körperliche und seelische Schäden, diese werden erwiesenermaßen „vererbt“, an die folgende Generation weiter gegeben. „Das Thema ist superaktuell“, sagt der Autor, der sein Buch auch als Antikriegsbuch sieht. Das zeigen ihm auch die Reaktionen auf seinen Roman. Seine Lesungen sind sehr gut besucht, nicht nur von älteren Menschen. Die Geschichte von Hannes und Lise berühre auch jüngere Leser, habe ihnen etwas zu sagen, ist Jess Hansen überzeugt. Das Buch „ICE 1024“ ist im Verlag Björn Sülter erschienen und im Handel erhältlich.